33. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Lukas (21,5-13)
Ein horrendes Erdbeben nach dem anderen. Ein Vulkan bricht aus. Tausende von Flüchtlingen klopfen wild an unsere Türen. Und es werden noch mehr werden. Ein Krieg jagt den anderen, Massenmorde, Anschläge und Terrorismus. Sturmflut und Tsunami. Umwelt-, Finanz-, Wirtschafts- oder gesundheitliche Katastrophen... Was ist mit unserer Welt los? Geht sie zu Grunde? Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat es schon viele Untergangsstimmungen gegeben.
Das heutige Evangelium lässt uns vermuten, dass es im ersten christlichen Jahrhundert nicht viel anders war. Im Jahr 70 n. Chr. ist die Heilige Stadt Jerusalem von den Römern total zerstört worden. Nicht nur die Stadt, sondern auch der heilige Tempel, für die Juden der Wohnort Gottes unter seinem Volk. Nicht wenige sahen die Welt bald untergehen. Ist das schon die Endzeit, von der Jesus spricht? „Nein“, sagt er, „das ist nicht das Ende.“ Und er ruft uns auf, realistisch und nüchtern zu bleiben.
Kriege, Seuchen, Erdbeben, Klimakatastrophen sind unleugbare Fakten. Die gibt es. Sie sind ein Teil der Welt, in der wir leben. Sie gehören zu den Gesetzen der Evolution, denen unsere Welt unterworfen ist. Entstehen und Vergehen. Leben und Tod. Tod, damit neues Leben entstehen kann.
Dazu kommen unsere ganz persönlichen „Untergangserfahrungen“: Eine lebensbedrohliche Krankheit, ein geliebter Mensch stirbt plötzlich, man verliert seine Arbeit, eine Ehe geht in die Brüche, man verliert ein Kind…. Eine Welt stürzt zusammen. Persönliche Weltuntergangsstimmung. Die Fakten lehren uns: Unser Leben ist beschränkt, verletzbar, unheimlich leicht zerstörbar, vergänglich. Das müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen.
Jesus mahnt seine Zuhörer, bei all dem nüchtern und ruhig zu bleiben. Er weist sogar darauf hin, dass zu den allgemeinen Katastrophen noch die Verfolgung wegen ihres Glaubens hinzukommt. All das bedeutet nicht das Ende, ist nicht der totale Untergang.
Die Grundlage dafür ist die gläubige Gewissheit, durch all diese Katastrophen von Gott hindurchgetragen zu werden. „Wenn ihr standhaft in diesem Glauben bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“
Jesus hat uns immer wieder eingeladen, zu Gott eine tiefe Vertrauensbeziehung aufzubauen. Jesus hat uns gelehrt, Gott unseren Vater zu nennen, dem wir uns ganz anvertrauen. Wir dürfen uns in aller Nicht-Geborgenheit, in allen Unsicherheiten unseres Daseins geborgen wissen in der Hand Gottes. Er hat das letzte Wort. Wir dürfen fest daran glauben, dass Gott diese Welt zum Guten führen will. Ich darf fest daran glauben, dass ich in meinen Bedrängnissen, in allem Schwerem, nicht alleine bin. Gott hält mich, Gott hält mein Leben. Am Ende geht das Leben nicht verloren: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“
Nehmen wir ihm das ab? Sind wir wirklich Christen, Menschen, die an diese Botschaft von Jesus Christus glauben und fest damit rechnen? Dann können wir auch in einer Welt mit Untergangsstimmung und mit vielen Unheilspropheten, mit Gelassenheit und Zuversicht leben. Der große indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi hat einmal gesagt: „Der Glaube ist die Sonne des Lebens.“ Ein anderer sagte: „Wenn morgen die Welt untergehen würde, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Glaube ich an Gott oder glaube ich nicht? Baue ich auf ihn und auf seine Botschaft? Schenke ich ihm mein ganzes Vertrauen? Dann kann ich an das Leben glauben, an ein unzerstörbares, unvergängliches Leben. „Wenn ihr standhaft in diesem Glauben bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“, sagt Jesus.